33. Jahrestagung der GPPP: »Die weiblich-mütterliche
Dimension im individuellen
Leben und im Laufe der Menschheitsgeschichte«
Die Psychohistorie kann heute die Dynamik und die Grundlinien der
Mentalitätsentwicklung im Laufe der Geschichte beschreiben, weil sie die
Geschichte der Kindheit als eigenständige geschichtliche Kraft mit einbezieht.
Insofern ein typisches Muster im Verhalten Erwachsener einer Gesellschaft darin
besteht, das in der Kindheit Erfahrene in ihrem Leben zu reinszenieren, sind
die Sozialisationsbedingungen der Kinder eine Wurzel des gesellschaftlichen
Geschehens.
Unabhängig hiervon hat die Matriarchatsforschung den historischen Blick um die
Wahrnehmung der Wirklichkeit der matrifokalen Kulturen in der Jungsteinzeit von
ca. 11.000 bis ca. 3000 v. Chr. erweitert, die den dann kulturbestimmenden
patriarchalen Kulturen vorangehen. Dies ermöglicht im Rahmen der kritischen
Patriarchatsforschung auch eine Kritik der Schattenseiten dieser kulturellen
Neuorientierung.
Eine besondere Dynamik in der individuellen und kollektiven Entwicklung
entsteht nun daraus, dass die biografisch ursprünglichsten vorsprachlichen
Erfahrungen vor, während und nach der Geburt infolge der »physiologischen
Frühgeburtlichkeit« des Menschen lebenslang in einer Art Hintergrundsfilm
virulent bleiben und als Kern des Unbewussten magische und mythische
Erlebensweisen prägen, die sowohl das Erleben des Kindes wie auch die
Mentalitäten der frühen Menschheitskulturen bestimmen, wie auch bis heute im
gesellschaftlichen Leben in verdeckter Form wirksam sind. Dies ist das
Forschungsgebiet der Pränatalen Psychologie, die eine bedeutsame Ergänzung zu
der in der nachgeburtlichen Zeit ansetzenden Entwicklungspsychologie darstellt.
Die kollektivpsychologische Bedeutung dieser Zusammenhänge ist bisher nur
ansatzweise erschlossen.
Im Gefolge der immer noch fortwirkenden patriarchalen Grundorientierung in
unseren Gesellschaften werden die durch die weiblich-mütterliche und die
kindheitliche Dimension bestimmten Wirklichkeitsbereiche nur marginal
wahrgenommen. Auch haben sie sich erst in der zweiten Hälfte des letzten
Jahrhunderts zu eigenständigen Wissenschaftsbereichen der Psychohistorie,
der Matriarchatsforschung und der Pränatalen Psychologie entwickelt.
Doch sind diese Bereiche bisher zu wenig aufeinander bezogen. Die Tagung hat
deshalb das Ziel, eine Begegnung und einen konstruktiven Austausch zwischen
diesen Wissenschaftsfeldern herzustellen, um ihre beträchtlichen Potenziale im
öffentlichen Bewusstsein besser vergegenwärtigen zu können. Das soll auch eine
Ressource für den Diskurs um die heutige weibliche Identitätsentwicklung sein,
mit dem die Tagung beginnt und ausklingt.
Termin:
5. bis 7. April 2019
Veranstaltungsort:
Institut für Medizinische Psychologie
Bergheimer Straße 20
69115 Heidelberg
Kontakt:
Dr. Axel Bischoff
Friedhofweg 8
69118 Heidelberg-Ziegelhausen
Telefon: 06221 892729
Telefax: 06221 892730
E-Mail: info@psychohistorie.de
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