Den Auswirkungen von Geschlechterrollen auf Männer haben
sich Sebastian Fellner und Katharina Mittelstaedt in einem Artikel für »Der
Standard« gewidmet und streifen dabei Themen wie Beruf, Politik und Gesundheit.
Statistisch werden Jungen »eher rauchen, ungesünder essen und seltener zu
Vorsorgeuntersuchungen gehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie im
Straßenverkehr umkommen oder sich selbst töten, ist deutlich höher als bei
Mädchen. (...) Und es ist wahrscheinlicher, dass sie später Rechtspopulisten
wählen.«
»Zum Mann zu werden ist ein zutiefst sozialer Prozess«,
sagt Genderwissenschaftler Paul Scheibelhofer. Das Rollenverhalten werde Jungen
bereits früh von ihrer Umgebung vermittelt. Studien zeigen, dass Jungen und
Mädchen bereits als Babys unterschiedlich behandelt werden, so Scheibelhöfer.
Beispielsweise werden Jungen später getröstet, wenn sie weinen. Was als
männlich gilt, werde durch die Gruppe definiert, in der man sich befinde, erklärt
die Soziologin und Männlichkeitsforscherin Katarzyna Wojnicka. Allerdings
herrsche die traditionelle Männlichkeit, »stark, berufstätig, heterosexuell«,
immer noch vor. Das wirkt sich auf politische Einstellungen aus – » Frauen
fühlen sich eher von urbanen Linksparteien angesprochen, wesentlich mehr Wähler
als Wählerinnen folgen einem rechtspopulistischen und konservativen Kurs« – und
ist auch in der Berufswelt deutlich spürbar.
Besonders bei betont starken Männern spürt der
Sozialwissenschafter und Publizist Götz Eisenberg, der über Jahrzehnte als
Psychologe in einem deutschen Hochsicherheitsgefängnis tätig war, einen
»weichen Kern« auf. »Viele Gewalttäter sind sehr unsichere Menschen, auch in
ihrer Männlichkeit stark verunsichert« und glauben, »dass sie diese
Unsicherheit durch eine Rambo-artige Virilität überbauen können«. Die
Unsicherheit sei darauf zurückzuführen, dass Jungen sich als Kind früh von der
Mutter als erstem Liebesobjekt distanzieren müssen. Gelinge dies aufgrund eines
fehlenden männlichen Identifikationsmodells nicht, versuchen sie häufig, ihren
»insgeheimen Zweifel an der eigenen Männlichkeit durch übertriebene
Maskulinität zu vertreiben«.
Vorbilder für eine positive Männlichkeit sind also
dringend notwendig, im Bildungsbereich sind Männer jedoch immer noch viel zu
selten vertreten. »Auf neun Volksschullehrerinnen kommt in Österreich ein
männlicher Pädagoge. In Gymnasien beträgt die Frauenquote im Lehrerzimmer
immerhin noch rund 64 Prozent.« An der Spitze säßen jedoch trotzdem meistens
eher Männer. Eine gleichberechtigte Gesellschaft ist also noch weit entfernt,
von ihr könnten aber schließlich auch Männer profitieren, sagt die Schriftstellerin
und Feministin Eva Rossmann: » Sie könnten einen Teil ihrer Last auf den
Schultern der Frauen abladen und dabei auch noch Zeit für die Familie
gewinnen.«
Den vollständigen
Artikel in »Der Standard« können Sie hier lesen:
www.derstandard.at
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Quelle: www.piqs.de