Aktuelles
25 Jahre Journal für Psychologie
Vor 25 Jahren, im Oktober 1992, erschien die erste Ausgabe des Journal
für Psychologie. Seitdem, in einem Vierteljahrhundert der neueren
Geschichte der deutschsprachigen Psychologie, gestaltet das Journal
diese mit, impulsgebend, beitragend, begleitend und kritisch kommentierend. Die
Herausgebenden erklärten das Journal zu einer »Zeitschrift (…), deren
Ziel es ist, ein kritisches und reflexives Wissenschaftsverständnis der
Psychologie weiterzuentwickeln, eine gegenstandsangemessene und
gesellschaftlich verantwortliche Forschung und Praxis zu unterstützen und eine
Erneuerung der geistes-, kultur- und sozialwissenschaftlichen Orientierung der
Psychologie zu ermöglichen«. Sie war und ist bis heute die Zeitschrift der
Neuen Gesellschaft für Psychologie.
Ihre BegründerInnen, aus denen sich die Erstherausgebenden
rekrutierten, hatten es verstanden, an Universitäten und Hochschulen der BRD am
Rande des methodisch und konzeptionell restringierten, extrem selbstreferenziellen
Mainstream jeweils Inseln eines erweiterten Wissenschaftsverständnisses zu
schaffen, das sie in einem Publikationsorgan kommunizieren und diskutieren
wollten. Von den die Zeitschrift zu Beginn Herausgebenden standen etwa Elisabeth
Beck-Gernsheim für sozialwissenschaftliche Gegenwartsanalysen, Jarg
Bergold für partizipierendes Forschen in gesellschaftlichen und kommunalen
Feldern, Angelika Faas und Thomas Kraus für qualitative Analysen
in Organisationen, Eva Jaeggi als Psychoanalytikerin für lebensweltliche
Analytik, Gert Jüttemann für eine ihre Geschichte integrierende
Wissenschaft vom Seelischen, Heiner Legewie für Gemeindepsychologie und
qualitative Sozialforschung, Peter Mattes für die kritischen
Psychologien, Hans-Jürgen Seel für reflexivitätsförderndes,
humanistisches Arbeiten und Birgit Volmerg für tiefenhermeneutische
Analysen in der Arbeits- und Organisationswissenschaft sowie Günter Zurhorst
für Gesprächstherapie und andere Therapieformen außerhalb der Standards der
Verhaltenstherapie. Dem Unternehmen war Erfolg beschieden. In den nachfolgenden
Jahrgängen wurde eine große Zahl von AutorInnen gewonnen, von denen einige
inzwischen als RepräsentantInnen paradigmatisch bedeutsamer Arbeitsrichtungen
gelten können. Die meisten – oft jüngere, für diskursive Bewegungen und
Herausforderungen Aufgeschlossene – haben zu der sich heute abzeichnenden
Diversifizierung der Inhalte und Methoden der Wissenschaft Psychologie im
deutschsprachigen Raum tatsächlich effektiv beigetragen.
Seit 2012 erscheint das Journal für Psychologie im Psychosozial-Verlag. Die Ausgaben, derzeit zwei pro Jahrgang, stehen jeweils unter
einem Oberthema, für das Beiträge eingereicht oder eingeworben und einem
Peer-Review mit gegenüber der laufenden Editions- und Redaktionsarbeit
unabhängigen, fachlich qualifizierten GutachterInnen unterworfen werden. Häufig
werden diese aus dem Kreis des Wissenschaftlichen Beirats gewonnen
(www.journal-fuer-psychologie.de).
Die Themen der vergangenen drei Jahre waren: Beiträge zu Theorie und Praxis
einer kritischen Gerontologie (2015/1), Qualitative
Psychotherapieforschung – eine Standortbestimmung (2015/2), Elternschaft
als relationale Praxis (2016/1), PsychologInnen prekär (2016/2), Kriegsdiskurse
(2017/1) und Kritische Männerarbeit (2017/2).
Der Kreis der LeserInnen, zunächst zentriert in und um die Neue
Gesellschaft für Psychologie sowie überwiegend tätig in einigen pluralistisch
ausgerichteten Universitätsinstituten, hat sich beträchtlich erweitert – vor
allem durch die vor zehn Jahren (2007) vollzogene Umwandlung des Journal für
Psychologie in eine allgemein zugängliche, kostenfreie
Open-Access-Publikation
(www.journal-fuer-psychologie.de). Sie will damit
eine Vorreiterin unter den bedeutsameren psychologischen Fachzeitschriften in
Deutschland und Österreich sein. Die älteren, gedruckten Ausgaben sind
inzwischen ebenfalls umstandslos kostenfrei in SSOAR zu lesen
(www.ssoar.info). Daneben gibt es in unserem
Verlag auch eine Druckversion der Ausgaben der letzten Jahrgänge, die bei
Bedarf jeweils bestellt werden können.
Mit einem Blick in die Zukunft zum Schluss ein weiteres, nach
wie vor aktuelles Anliegen aus dem Editorial der ersten Ausgabe, das
richtungsweisend bleiben soll:
»Mit der Herausgabe des Journal für Psychologie möchten
wir die Leserinnen und Leser sowie die potentiellen Autorinnen und Autoren
einladen, an dem Profil und den Inhalten der Zeitschrift durch eigene Beiträge
mitzuwirken, um das verwirklichen zu können, was Herausgeberkreis und Redaktion
sich vorgenommen haben: ein undogmatisches, kritisches und lebendiges Forum zu
schaffen, in dem Debatten erwünscht und in dem wissenschaftliche Neugier und
Lust auf die Erkundung neuer Forschungs- und Praxisfelder nicht durch Tabus und
Denkverbote der herrschenden Wissenschaft unterdrückt werden.«