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Richtigstellung zum Buch »Das Elend der Verschickungskinder«

In der aktuellen ersten Auflage des Buches Das Elend der Verschickungskinder von Anja Röhl geht die Autorin irrtümlich davon aus, dass es sich bei dem Kinderarzt Dr. med. Hans Kleinschmidt, ehemaliger Leiter der Kinderheilstätte Bad Dürrheim und Autor des Beitrags »Über die Durchführung von Kindererholungs- und Heilkuren« in dem von S. Folberth herausgegebenen Buch Kinderheime – Kinderheilstätten zugleich um den 1. Präsidenten der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Poliomyelitis handelt. Tatsächlich handelt es sich um zwei Kinderärzte mit gleichem Namen.

Der Fehler wird in einer zukünftigen korrigierten Auflage des Buches behoben. 

Anja Röhl veröffentlichte mit »Das Elend der Verschickungskinder« das erste Grundlagenbuch zum Thema und trägt damit zur Aufarbeitung einer traumatischen Vergangenheit bei.

»Endlich! Anja Röhl hat ein erstes Grundlagenbuch über die gigantische Verdrängung einer kollektiven Traumatisierung von Millionen von Kindern durch Verschickungen geschrieben. Dank ihrer Beharrlichkeit und dem Mut zahlloser Betroffener beginnt nun die so notwendige Aufarbeitung.«
Karl-Heinz Brisch

Zwischen den 1950er und 1990er Jahren wurden in Westdeutschland zwischen acht und zwölf Millionen Kinder im Alter von zwei bis zehn Jahren auf kinderärztliches Anraten und auf Kosten der Krankenkassen ohne Eltern zur »Erholung« verschickt. Während der meist sechswöchigen Aufenthalte an der See, im Mittelgebirgsraum oder im Hochgebirge sollten die Kinder »aufgepäppelt« werden. Tatsächlich erlebten sie dort jedoch oft Unfassbares: Die institutionelle Gewalt, die sich hinter verschlossenen Türen ereignete, reichte von Demütigungen über physische Gewalt bis hin zu sexuellem Missbrauch. Betroffene leiden noch heute an den Folgen der erlittenen Traumata.

Anja Röhl gibt den Verschickungskindern eine Stimme und möchte die Träger ehemaliger Verschickungsheime in die Verantwortung nehmen. Sie zeigt, welches System hinter den Kinderkuren stand, und geht möglichen Ursachen für die dort herrschende Gewalt nach. Das Buch ist ein erster großer Schritt zur Aufarbeitung eines bisher unerforschten Bereichs westdeutscher Nachkriegsgeschichte und zur Anerkennung des Leids Betroffener.

Zur Autorin:
Anja Röhl machte das Trauma der Verschickungskinder 2019 in der breiten Öffentlichkeit publik. Als Betroffene gründete die Sonderpädagogin und Autorin 2019 mit anderen ehemaligen Verschickungskindern die Initiative Verschickungskinder (www.verschickungsheime.de). Sie hält Vorträge zum Thema und sammelt seit Jahren Betroffenenberichte. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen unter anderem in den Bereichen Frühpädagogik, institutionelle Gewalt und transgenerationale Weitergabe von NS-Erziehung.

Aus dem Inhalt:

»›Warum habt ihr so lange geschwiegen?‹, werden wir oft von Menschen gefragt. Warum machen wir das alles erst jetzt öffentlich? Nun, wir haben das nicht bewusst oder vorsätzlich getan, wir hatten nur das uns auferlegte Schweigegebot noch nicht abgeschüttelt. Jenes Schweigegebot, das uns manchmal direkt von den »Tanten« mitgegeben worden war: ›Wehe, ihr erzählt zu Hause etwas!‹ Oder es war uns indirekt eingepflanzt worden, dass unsere Erlebnisse unbedeutend seien, übertrieben, vielleicht sogar nur fantasiert, nicht einmal unsere eigenen Eltern glaubten uns.

Nun aber ist es so weit, das Schweigen ist gebrochen: Die Betroffenen reden, machen öffentlich, legen den Finger in die Wunde, klagen an. Und was tut sich auf ? Der Abgrund eines unethischen, brutalen und menschenverachtenden Systems, das im Nationalsozialismus entwickelt worden war und auch nach 1945 seine Fortsetzung fand, jahrzehntelang. Die Opfer waren Kinder, viele von ihnen nicht einmal fünf Jahre alt.«

(...)

»Zu den Themen ›Kindererholungsheime‹, ›Kinderkuren‹ oder auch ›Kindererholungsstätten‹ finden sich Veröffentlichungen weder in der pädagogischen und psychologischen noch in der sonderpädagogischen Forschung. Die klassischen Forschungsinstitute der Sozialen Arbeit haben das Thema ›Verschickungsheime‹ bisher nicht aufgegriffen.«

Anja Röhl steht gerne für Vorträge, Buchvorstellungen oder Interviews bereit. Bitte nehmen Sie über den Verlag Kontakt auf: presse@psychosozial-verlag.de


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