Heiner Hirblinger

Paulus und Freud

Ein Diskurs über Religion, Gewalt und Unbewusstes in der Kultur

Cover Paulus und Freud

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Buchreihe: Bibliothek der Psychoanalyse

Verlag: Psychosozial-Verlag

392 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm

ISBN-13: 978-3-8379-3055-9, Bestell-Nr.: 3055

DOI: https://doi.org/10.30820/9783837977721
Das Ereignis am Kreuz und Freuds Schrift Totem und Tabu begründen die psychoanalytische Perspektive, mit der Heiner Hirblinger auf das Leben und die Briefe des Apostels Paulus blickt. Das Kernanliegen der christlichen Botschaft und dessen Bedeutung für Kultur und Bildung werden so aus psychoanalytischer Sicht in ihrer Tiefendimension lesbar.

Durch das Nachzeichnen von Verbindungslinien und perspektivischen Überschneidungen zwischen Psychoanalyse und Religion ermöglicht der Autor einen neuen Zugang zum Problem der Gewalt in der Kultur. Er geht dabei von der These Freuds aus, dass ein Denkapparat, der die »Allmacht der Gedanken« in der monotheistischen Religion fördert, eine Folge des Bilderverbots ist. Im Spannungsfeld zwischen Glauben, Gewalt und Unbewusstheit in der Kultur wird die transformatorische Dimension religiöser und psychoanalytischer Praxeologie deutlich. Sie verweist auf die Arbeit an der Bedürftigkeit, Not und Befangenheit der Menschheit in Neurose und selbstverschuldeter Unmündigkeit. Das Buch erschließt so im Referenzrahmen einer psychoanalytischen Metapsychologie weiterführende Aspekte eines säkularen Verständnisses des christlichen Glaubens.

Inhaltsverzeichnis

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Vorwort

Einführung

I. »Saul, Saul, warum verfolgst du mich?«
Der Glaube der Urgemeinde
Das Damaskus-Ereignis

II. Der Gottesmord und das Unbewusste
Analytik des Opferritus als via regia zum Unbewussten
Der narzisstische Komplex in der Vater- und in der Sohnesreligion
Der Weg aus der Verkennung

III. Die Matrix für Phantasmen und Ideen
Transzendenz, die im Horizont der Immanenz aufscheint
Das »ozeanische Gefühl«
Das doppelte Unbehagen in der Kultur
Abraham und Ödipus
Kreuzestheologie zwischen Erklären und Verstehen

IV. Das Schweigen Gottes
Der dunkle Spiegel der intellektuellen Anschauung
»Wenn wir nicht mehr erzählen, sind wir geliefert«
Das Ritual der Einsetzungsworte
Subjektivität und Selbsttranszendenz

V. Mentalisierung in bedrängter Existenz
Die Zeit, die bleibt
Die Symbiose zwischen Staat und Kirche
Der zweckrationale Staat und die Idee der Bildung

Epilog

Literatur

Rezensionen

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Theologische Revue, Juni 2023

Rezension von Gerd Neuhaus

»Der vorliegende Band versucht die paulinische Theologie mit Hilfe der Triebanalyse Freuds zu verstehen. Dabei geht es dem Verfasser um eine säkulare Wahrnehmung des christlichen Glaubens, die die Wahrheit der paulinischen Botschaft vom gnädigen Gott darin erkennt, dass sich in ihr eine Befreiung des menschlichen Geistes von der jüdischen ›Vaterreligion‹ vollzieht…«

Stimmen der Zeit 8/22

Rezension von Ansgar Wucherpfennig

»Als Heiner Hirblinger sein Paulusbuch geschrieben hat, hat er vermutlich noch nicht geahnt, wie aktuell es durch den Krieg würde, den Russland der Ukraine aufgezwungen hat. Beide politische Führungen fundieren ihre Solidaritäts- und Durchhalte-Appelle oft in religiösen Botschaften mit christlichem Hintergrund. Paulus könnte nun nach Hirblinger für eine Tradition stehen, die Religion nicht für Gewalt in Anspruch nimmt, sondern fähig ist, sie einzudämmen […]. Solche Bücher würde man sich aus theologischer und exegetischer Perspektive häufiger wünschen…«

Publik Forum, Nr. 21, 5. November 2021

Rezension von Klaus Hoffmann

»Gewalt, Opfer und Rache kennzeichnen gesellschaftliche wie psychische Vorgänge mehr, als uns meist recht und bewusst ist. Verstärkt werden diese zerstörerischen Tendenzen durch die zunehmende ausbeuterische Weltordnung, hier zitiert der Autor ausführlich den bedeutenden Befreiungstheologen Franz-Josef Hinkelammert. Vertieft mit zahlreichen Zitaten prominenter Psychoanalytiker und Theologen sowie aus der Belletristik zeigt der Autor überzeugend, wie viele Gemeinsamkeiten heute zwischen Psychoanalyse, Gesellschaftswissenschaften und Theologie bestehen und wie eng die Disziplinen gerade in der Pädagogik Zusammenarbeiten…«